18. November 2021 | AT Stundenentwürfe

Gott: Vater Jesu

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Zielgedanke: Den Teens soll vermittelt werden, wie Jesus uns Gott als Vater vorstellt. Im Fokus steht dabei zum einen die Gebetsanrede „Abba“ die Jesus einführt und die in der Urgemeinde beibehalten wird. Zum anderen wird das Gleichnis des verlorenen Sohns betrachtet, um Eigenschaften des Vaters aufzuzeigen. So verdeutlicht die Stunde die hohe Relevanz der Anrede „Vater“ und zeigt auf, warum sie von zentraler Bedeutung ist.

Zeit: 40-60min

 

Stundenablauf

Einstieg: Der biblische Befund

Frage:Was schätzt ihr: wie oft kommt der Begriff Vater in Bezug auf Gott im NT vor?

Begriff „Vater“ kommt 414-mal im NT vor. Davon 245-mal konkret auf Gott bezogen. Also mehr als die Hälfte. Allein im Joh-Ev wird 100-mal von Gott als Vater gesprochen. Für den Evangelisten Johannes ist Vater zum Synonym für Gott geworden

 

Die Rolle des Vaterbegriffs bei Jesus

Frage: Wieso nimmt diese Anrede und Bezeichnung im NT im Gegensatz zum AT so sehr an Bedeutung zu?

Es hat mit dem Wirken Jesu zu tun, der Gott seinen Vater nennt (Lk 2,49). Er hat eine besondere Beziehung zu Gott (Mk 1,11 par Lk 3,22 par Mt 3,17). In ihm (Wort und Tat) begegnen wir dem Gott selbst (Joh 8,28f; Joh 14,9). Beide verfolgen dasselbe Ziel (Joh 3,25; vgl. Joh 10,17)

Aufgabe: Einzelne schlagen die unterschiedlichen Bibelstellen auf (in denen Jesus seinen Vater anredet) und lesen vor.

Vgl. Mk 14,36 par Mt 26,39.42 und Lk 22,42; Mt 11,25f par. Lk 10,21; Lk 23,34.46; Joh 11,41; 12,27f; 17,1.5.11.24f.

Jesus spricht seinen himmlischen Vater durchgängig mit „Abba“ – „lieber Vater“ oder „mein Vater“ – im Gebet an (eine Ausnahme ist Mk 15,34, weil er hier Psalm 22 nachbetet) und redet gegenüber seinen Jüngern von Gott als Vater. Jesus stellt uns Gott als unseren Vater vor.

Mk 14,36 zeigt das aramäische Ursprungs­wort אַבָּא.

Dieses Wort stammt ursprünglich aus der Kindersprache. Auch erwachsene Kinder sagten damals אַבָּא zu ihrem Vater. Es geht dabei also um eine ganz normale und alltägliche Familiensprache. Für die Juden war diese Anrede in Bezug auf Gott eine schwierige Sache und eigentlich undenkbar. Denn dieser Begriff war geprägt von einem sehr vertrauten und engen Verhältnis. Es war eine familiäre Anrede und damit eigentlich respektlos Gott gegenüber. Was Jesus machte, war neu und unerhört. Er redete mit Gott wie das Kind mit seinem Vater geredet – so innig, so geborgen, voller Vertrauen und doch zugleich mit Respekt und bereit, Gott zu gehorchen – bis zum Tod am Kreuz (Mk 14 36).

 

Die Rolle des Vaterbegriffs in den frühen Gemeinden

Die Urgemeinde und die frühe Kirche hat diese Gottesanrede übernommen. Paulus benutzt das aramäische Fremdwort אַבָּא in seinen Briefen (Gal 4, 6; Röm 8, 15) und übersetzt es erklärend als „Vater“ (ὁ πατήρ). Daher können wir davon ausgehen, dass auch dort, wo die Gebetsanrede ins Griechische übersetzt ist, Jesus Gott mit אַבָּא angeredet hat.

Paulus setzt voraus also, dass die Christen in diesen Gemeinden Gott mit „Abba, lieber Vater“ anrufen.

Damit sind die ersten Christen der Anweisung Jesu gefolgt. Jesus hat seine Jünger gelehrt so zu beten. Jesus erlaubt seinen Jünger mit dem Unservater, ihm das אַבָּא nachzusprechen (Lk 11,2: πάτερ; anders Mt 6, 9: πάτερ ἡμῶν). Jesus war sich sicher, dass Gott seine Gebete erhört, weil er sein Vater im Himmel ist. Deswegen hat er seine Jünger gelehrt, wie Kinder zu diesem himmlischen Vater zu beten (Mt 6,6).

Das können wir nur, weil wir durch Jesus Kinder Gottes sind. Weil er in uns durch seinen Heiligen Geist wohnt, sind wir wie er seine Söhne und Töchter. Darum steht in Gal 4,6 und Röm 8,15, dass die Christen Gott als Vater durch den Heiligen Geist anreden.

 

Der Vater der beiden Söhne

Aufgaben:  Lk 15,11-32 lesen. Welche Eigenschaften hat der Vater, der uns hier vorgestellt wird? Wortwolke erstellen.
  • Ist nicht beleidigt oder eingeschnappt und gibt viel seines Besitzes weg (sein Sohn erklärt ihn für tot, weil er das Erbe verlangt > respektloser Umgang des Sohnes; nach Dtn 21,18-21 sollten rebellische Söhne gesteinigt werden). V12
  • Sorgt sich um seine Angestellten und gibt ihnen mehr als genug – die Tagelöhner des Vaters haben Brot im Überfluss. V17
  • Wartet mit offenen Armen und läuft ihm entgegen. V20
  • Er ist mitfühlend und nicht abweisend – er wurde innerlich bewegt. V20
  • Trägt nicht nach. Gibt dem Sohn noch mehr (Anspruch hatte er auf nichts mehr – er hatte bereits alles verprasst). Das beste Gewand. Einen Ring. Sandalen (jemandem Schuhe anzuziehen, war die Aufgabe von Sklaven und bedeutete, dass man den anderen als Herr ansah). V22
  • Feiert und isst gerne. V23f
  • Er teilt alles mit uns. V31
  • Freut sich über die Umkehr des verlorenen Sohnes. V32
  • Er liebt bedingungslos

Er gibt mehr, als wir verdienen. V19.21f

 

Gott als liebender Vater

In Jesus zeigt sich, wie sehr uns der Vater liebt. Jesus hat nicht nur einfach von Liebe gesprochen. Er hat sie gelebt. Sogar unter Einsatz seines Lebens. Damit hat er gezeigt, wie grenzenlos und unbedingt seine Zuwendung zu uns ist (vgl. Joh 13,1; 15,12f; 1Joh 3,16; Gal 2,20; Eph 5,2.25b; Offb 1,5b).

In Jesus sehen und erleben wir die Liebe seines Vaters (vgl. Joh 3,16; 1Joh 4,9f; Röm 5,8; 8,31f; Eph 2,4ff). Denn der Sohn ist nicht gegen den Willen Gottes auf diese Erde gekommen. Er wurde ausdrücklich von seinem Vater beauftragt und gesandt. Gott liebt uns so sehr, dass er unbedingt (mit unbedingter Liebe) mit seinen Menschen zusammen sein will. Dafür gibt er alles – sogar das Wertvollste, das er hat: seinen Sohn.

Für uns – Menschen, die ihm feindlich gesinnt sind (Röm 5,6-10) – lässt er sein Leben. Er liebt uns grenzenlos und überwindet alle Grenzen. Er liebt uns bevor wir uns ihm zuwenden.

Frage: Warum ist es eurer Meinung nach wichtig, dass Gott uns liebt bevor wir uns ihm zuwenden. Und nicht erst, wenn wir uns ihm zugewandt haben? Macht das einen Unterschied?Wenn wir als Menschen merken, dass die Zuneigung eines anderen von unseren Eigenschaften und Reizen abhängt, dann werden wir immer Zweifel haben, ob seine Liebe wirklich uns gilt oder nur bestimmten Aspekten meiner Person. Wenn wir Zuneigung erleben, weil wir uns positiv verhalten oder etwas leisten, dann ahnen wir, dass diese Zuneigung nur so lange da ist, wie wir erfolgreich bleiben.

Aber was ist dann, wenn wir hilflos und nicht stark und attraktiv sind? Wenn wir nur unscheinbar, durchschnittlich und mittelmäßig sind?

Von Liebe zu leben, die an Voraussetzungen und Bedingungen geknüpft ist, funktioniert auf Dauer nicht.

Wenn wir Liebe und Zuneigung erfahren, obwohl wir gerade durch unser Verhalten nicht liebenswert sind, dann macht uns das frei. Dann müssen wir nichts leisten. Wir brauchen keine Erfolge. Und es gibt auch keine Voraussetzung. Im Gegenteil die Liebe ist die Voraussetzung und Grundlage unseres Lebens.

Aufgabe: Eph 3,14f lesen.

Wie ein Vater sein sollte, lernen wir nicht von unseren irdischen Vätern, sondern von dem rechten Vater – Gott. Er ist Maßstab für das, was einen guten und liebevollen Vater ausmacht.

Quellen

Eckstein, Hans-Joachim 2006. „Gott als Vater“ – das zentrale christliche Gottesverständnis?, in Haubeck, Wilfrid & Heinrichs, Wolfgang (Hg.). Gottesbilder – Wie sie Leben und Dienst bestimmen. Theologische Impulse Bd. 13. Witten: SCM Bundes-Verlag. 45-68.

Haubeck, Wilfrid 2011. Vorlesungsskript der Vorlesung an der Theologischen Hochschule Ewersbach: Neutestamentliche Theologie – § 35  Gott als Vater Jesu Christi. Wintersemester 2011/12. Ewersbach.

Autor: Andreas Mang

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